Am 26. August 1884 erhielt Ottmar Mergenthaler das Patent auf seine Zeilensatzmaschine
Gedruckte Schrift begegnet uns heute überall – in Zeitungen, Büchern, auf Verpackungen und Parktickets. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Schriftsatz allerdings eine sehr aufwändige und entsprechend teure Angelegenheit. Wie zu Gutenbergs Zeiten wurden die Zeilen aus einzelnen Bleibuchstaben von Hand zusammengesetzt. Die Revolution kam am 26. August 1884: Der deutsche Uhrmacher Ottmar Mergenthaler erhielt in den USA das Patent auf eine Satzmaschine, mit der erstmals komplette Zeilen in Blei gegossen werden konnten. Mergenthaler nannte seine Maschine Linotype – die Kurzform von „Line of Type“, eine Zeile Schrift. Die Linotype war ein mechanisches Meisterwerk ihrer Zeit. Ebenso genial war Mergenthalers Idee, wiederverwendbare Formen mit genau bestimmten Abmaßen, sogenannte Matrizen, einzusetzen.
Der Siegeszug der Druckmedien
Schafften es selbst geübte Handsetzer nur auf etwa 1’400 Zeichen pro Stunde, konnte ein einzelner Setzer mit einer Linotype in der gleichen Zeit bis zu 6’000 Zeichen erreichen. Damit fielen nicht nur die Kosten für Drucksachen erheblich, sondern vor allem konnte mehr Inhalt in kürzerer Zeit gesetzt werden, so dass der Umfang und die Erscheinungsfrequenz der Druckmedien rapide anstieg.
Etwa hundert Jahre war das Grundprinzip der Linotype die dominierende Technik beim Schriftsatz. Erst Mitte der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hielt zunächst der Fotosatz, und später die Digitalisierung durch Postscript und andere Formate Einzug in die Produktion. Mit den digitalen Schriftdaten können wir heute Buchstaben beliebiger Sprachen – ob lateinisches oder kyrillisches Alphabet oder chinesische Schriftzeichen – schnell und unkompliziert selbst zuhause auf dem Drucker darstellen.
Der weltweite Erfolg von Mergenthalers Erfindung führte zu einem der grössten und bedeutendsten Schriftenportfolios, das durch Partnerschaften, Unternehmensakquisitionen und Eigenentwicklungen entstand. Das Schriftengeschäft wurde 1997 ausgegliedert und wird seitdem von der neu gegründeten Linotype GmbH betrieben, welche die umfangreiche Schriftenbibliothek, in der sich namhafte Schriften wie Times, Helvetica und Frutiger finden, weiterhin kontinuierlich ausbaut. Mittlerweile werden dort klassische wie neue Designs in modernsten Formaten zur Verfügung gestellt.