Hermann Zapf – ein Lebenswerk mit mehr als 200 Schriften
Am 8. November 2008 feierte einer der berühmtesten Schriftgestalter, Professor Hermann Zapf, seinen 90. Geburtstag. Der in Darmstadt (Deutschland) lebende Schriftgestalter hat im Laufe seines bisherigen Lebens mehr als 200 Alphabete entworfen, darunter die Schrift-Klassiker Palatino, Optima, Zapf Chancery und Zapfino fonts. Neben seiner Tätigkeit als Entwerfer gilt Hermann Zapf auch als einer der angesehendsten Kalligrafen weltweit. Anlässlich seines 90. Geburtstags gratuliert Kreativ Journal dem gebürtigen Nürnberger sehr herzlich. Hermann Zapf arbeitet seit 1938 als freier Schriftgestalter für die Linotype GmbH. Linotype GmbH gehört zur Monotype Imaging Holdings Inc. und blickt auf eine mehr als 120-jährige Tradition zurück und hat neben der Entwicklung modernster Schrift-Technologien ein Angebot von mehr als 10.000 Schriften.
Seit Mitte der 30er Jahre beschäftigt sich Hermann Zapf mit der Gestaltung von Schriften. Sein Wissen um den Entwurf von den verschiedensten Alphabeten hat sich der gelernte Retuscheur selbst beigebracht. 1938 veröffentlichte er seine erste Schrift, eine Fraktur-Type mit der Bezeichnung Gilgenart. 1947 liess er sich in Frankfurt nieder und arbeitete mit der D. Stempel AG zusammen, einer international tätigen Schriftengiesserei, die später in die Linotype-Gruppe aufging. Bis 1956 war Hermann Zapf dort künstlerischer Leiter. In dieser Zeit entwickelte er einige seiner wichtigsten Schriftfamilien, wie beispielsweise die Palatino sowie die Optima, die immer noch zu den beliebtesten Schriften weltweit zählen.
In den späten 50er Jahren arbeitete Hermann Zapf als Buchdesigner für verschiedene Verlage, unter anderem für Suhrkamp, den Insel Verlag und den Hanser Verlag. Zeitgleich erwarb sich der Schriftenentwerfer seinen Ruf als herausragender Kalligraf. So schrieb er 1960 die Ausfertigung der Präambel der Charta der Vereinten Nationen in vier Sprachen für die Pierpont Morgan Library in New York.
Als einer der ersten Designer hat sich Hermann Zapf früh mit der Verarbeitung von Schriften durch Computer beschäftigt – eine Arbeit, die in den frühen 60er Jahren in Deutschland mit Skepsis betrachtet wurde. Der heute standardisierte computergestützte Satz wurde in dieser Zeit noch für undurchführbar gehalten.
Während Hermann Zapf seine Visionen in Deutschland nicht durchsetzen konnte, fielen sie in den USA auf fruchtbaren Boden. Er baute dort eine Brücke zwischen den grundverschiedenen Welten der grafischen Designer und Computerspezialisten. 1972 gestaltete er eines der ersten Alphabete für computergestützten Mengensatz, unter anderem die Marconi Antique. 1976 übernahm er eine Professur für „Typographic Computer Programs“ am Rochester Institute of Technology, den weltweit ersten Lehrstuhl dieser Art. Daneben unterrichtete er an der Technischen Hochschule Darmstadt von 1977 bis 1987. Hermann Zapf arbeitet heute als freier Schriftgestalter für die Linotype GmbH in Bad Homburg. Mit seinen verschiedenen Schriftfamilien zählt er zu den erfolgreichsten Schriftdesignern unserer Zeit. 1974 bekam er den Gutenberg-Preis der Stadt Mainz. Seit 2003 ist er Honorary Doctor of Fine Arts der University of Illinois.
Schriftendesign im Duett
Hermann Zapf ist seit 1951 mit Gudrun Zapf-von Hesse verheiratet. Die gelernte Buchbindermeisterin ist selbst eine renommierte Schriftdesignerin und feierte am 2. Januar 2008 ebenfalls ihren 90. Geburtstag. Zu ihren herausragenden Entwürfen zählen die 1952 entstandene Diotima Antique (1952) und oder die im Folgejahr gezeichnete Smaragd. 1991 erhielt sie den „Frederic W. Goudy Award“, die höchste amerikanische Auszeichnung der grafischen Industrie.